KUNST WISSEN INTERVENTION
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Linda Klösel  /  Editorial  /  Version 4

Geballte Anhäufungen von ähnlichen Eigenschaften und Merkmalen könnten eventuell so etwas wie ein Konzept beschreiben. Was haben aber nun Soldat*innen der Liebe, digitaler Ungehorsam in der Architektur, illusionistischer Bildraum 
und der Raum der Bildbetrachtung, der Versuch sich performativ mit den noch immer mächtigen Effekten von Kolonialisierung auseinanderzusetzen, Zappa und Varèse miteinander zu tun? Wie in einem Spiel liegen die einzelnen Karten offen nebeneinander, treten da und dort in ein Verhältnis zueinander. In ihrer Gesamtheit fügen sich die einzelnen Betrachtungen und Auseinandersetzungen zu einer Art Wolke, deren gemeinsamer Nenner vielleicht der Versuch ist, Blickwinkel neu zu setzen und Strategien für Auswege zu entwickeln. Die Liebe bekommt eine politische Agenda, Architektur verweigert sich der Automatisierung der Intuition, den in der Geschichte scheinbar Verlorengegangenen wird eine Sprache gegeben und der Malerei wird die Möglichkeit eingeräumt „sich selbst ein Bild von der Welt zu machen“, oder einfach: „Wer in Not ist, entwickelt die Kraft an Märchen zu glauben.“ Und Zappa?

Mit Alexander Kluge haben „die wirklichen Verhältnisse eine Grammatik, es gibt den Moment, dann gibt es aber in diesem Moment die Zukunft, die Hoffnung und die Vergangenheiten. Ohne die gibt es doch gar keinen Moment. Dann kommt der Konjunktiv, die Möglichkeitsform. Im alten Griechenland hatten wir noch den Optativ, die Form der Wünsche (…) Und diese Welt der Wünsche ist ganz mächtig. Der Antirealismus des Gefühls, der Emotion, steht der Macht der Tatsachen gegenüber. (…)“ Und sein Plädoyer: „Erlöst die Tatsachen von der menschlichen Gleichgültigkeit!“ Wenn er Recht hat, dann hat alles miteinander zu tun und wenn wir es schaffen unausweichlich scheinende Weichenstellungen zu korrigieren, kann der Lauf der Dinge in heute noch unvorstellbare Richtungen gelenkt werden.

VERSION04 widmet sich keinem eindeutig abgegrenzten Thema. Das mag den Wirrnissen der Gegenwart geschuldet sein oder einfach dem Umstand, dass sich im Prozess der Entwicklung dieser Ausgabe immer neue Aspekte ergeben haben. Bei einem Workshop der Army of Love in Utrecht gewannen wir tiefe Einsichten in die unterschiedlichsten Aspekte der Liebe, wenn es darum geht ihr Potential für eine soziale Praxis zu öffnen. Zack Saunders sprach mit François Roche, dem Gründer von New-Territories über eine Architektur, die sich als ein Hybrid von Natur und Zivilisation versteht und die in der Lage ist, Strategien des Widerstands zu entwickeln. Alexander Kluge beschenkte uns mit Auszügen einer Installation für fünf Projektionen. Belinda Kazeem-Kamiński präsentiert Unearthing. In Conversation, Performance und Video, die sie für die Zeitung in Text und Bild aufbereitet hat. Manfred Grübl sprach mit Christian Schwarzwald und Friederike Feldmann über das Verhältnis von Raum und BetrachterIn. Bei einem Besuch in Berlin hatten wir die Möglichkeit Hugues Mousseau kennenzulernen, der uns die Gelegenheit gab, Einblick in seine umfangreiche Plattensammlung zu nehmen. Martin Gastl half uns dabei, seine Ausführungen zu verschriftlichen. Und nicht zuletzt führt Salvatore Viviano ein Interview mit sich selbst, in dem er seine Erfahrungen mit dem Projekt One Work Gallery als Ausstellungsmacher und Künstler und die Wiener Kunstszene beschreibt. Das Cover stammt diesmal von Stefan Sandner.

Gleichzeitig mit dem Magazin veröffentlichen wir die neue DVD-Edition mit Beiträgen von Albers (Ludwig Gerstacker, Hanno Millesi, Stefan Sandner, Christian Wallner featuring Christian Schwarzwald), Martin Brandlmayr, Didi Bruckmayr, G.rizo und Christina Chra Nemetz.